Können Sie eine geschlossene Self-Tracking-Welt anbieten?
Ergreifen Sie diese Markt-Chance für clevere Anbieter!
Im dritten und letzten Teil unserer Serie über den Boom-Markt »Quantified Self« lassen wir heute jemanden zu Wort kommen, für den das Self Tracking – nein, eben keine allumfassende Lebensphilosophie geworden ist. Aber dafür ein un-verzichtbarer Begleiter bei seinen hochgesteckten sportlichen Zielen. Erfahren Sie, von welchen Überlegungen bodenständige Self Tracker bei der Zusammenstellung ihrer technischen Ausrüstung geleitet werden. Und welche Wünsche sie an die Anbieterseite richten.
Erfahrungsbericht: Fabian Jänsch,
Teamlead Marketing Consulting & Operations, im Interview mit der POINT Redaktion
Plötzlich und unerwartet brach es über Fabian Jänsch herein … Mitten im Freiwasser, beim Kraulen durch einen Natursee, kam bei dem sportlichen 32-Jährigen etwas ins Schwimmen, was gar nicht ins Schwimmen kommen sollte: seine Orientierung und das Wissen um die erbrachte Trainingsleistung.
Diese »prägende Erfahrung«, wie der begeisterte und ambitionierte Hobbysportler es nennt, ist dem ALSO Marketing-Teamleader bis heute im Gedächtnis geblieben: »Ich wollte mich vor ein paar Jahren erstmals auf einen Triathlon-Wettbewerb vorbereiten. Da ich schon immer ein begeisterter Läufer, Rennradfahrer und Mountainbiker war, hatte mich damals der Ehrgeiz gepackt, auch diese multidisziplinäre Herausforderung anzugehen.«
Bis zu diesem denkwürdigen Tag im turbulenten Seewasser habe er aber das Durchmessen der olympischen Triathlon-Distanz von 1,5 Kilometern Wasserweg einzig und allein im Schwimmbecken geübt. Will heißen: ruhiges, gleichmäßig warmes Wasser und – logisch – Windstille in der Halle. Zudem wird alle 50 Meter das Ende der Schwimmbahn erreicht, was das Ausrechnen der bewältigten Strecke zum Kinderspiel macht.
Diese Idealbedingungen hätten ihn ein bisschen in die Irre geführt, wie der ALSO Mitarbeiter aus Soest rückblickend einräumt: »Wenn du zum ersten Mal in einem freien Gewässer schwimmst, um eine bestimmte Distanz zu schaffen, fehlt dir plötzlich der regelmäßige Anschlag am Beckenrand. So bequem macht es dir ein See im Freien leider nicht.«
Auch den Einfluss von Strömung, Wellenhöhe, Temperaturunterschieden und Gegenwind habe er im freien Wasser nur »Pi mal Daumen« schätzen können. Am Ende dieser ersten anstrengenden Schwimmeinheit im Freiwasser, unter Realbedingungen gewissermaßen, war er völlig ausgepumpt – freilich ohne genau zu wissen, welche Strecke er nach all den Strapazen geschafft hatte. »Wie«, so fragte er sich, »soll ich nun meinen Trainingsstand objektiv einschätzen?«
Für Fabian Jänsch, der seit 14 Jahren für ALSO tätig ist, war das eine Kampfansage, die ihm in seiner sportlichen Laufbahn als begeisterter Amateur in dieser Form bislang nicht begegnet war. Dabei war sein Leben beileibe nicht arm an Herausforderungen: Ob mit dem Rennrad auf der Straße, mit dem Mountainbike über Stock und Stein oder im Powerlaufschritt über anspruchsvolle Ausdauerstrecken – Fabian Jänsch hat seit Kindesbeinen an jede Gelegenheit ergriffen, um im Urlaub oder in seiner Freizeit ehrgeizige sportliche Ziele anzupeilen und tunlichst zu erreichen. Bislang hatte er noch alles geschafft, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Aber ausgerechnet diese Unwägbarkeit sollte ihn ausbremsen? Jetzt, da ihn Freunde auf den Geschmack gebracht hatten, im Triathlon mit anderen ehrgeizigen Hobby-Sportlern seine Kräfte zu messen?
Messen – Das war der rettende Gedanke
»Ich bin von Natur aus offen für Neues«, beschreibt Fabian Jänsch sich und seine Lebenseinstellung. »Technikaffin bin ich obendrein. So dachte ich mir: ›Warum versuchst du es nicht einmal mit gezielter Self-Tracking-Technik?‹«
Gesagt – getan. Bei der nächsten Freiwasser-Trainingseinheit schnallte sich Fabian Jänsch eine Tracking-Uhr ums Handgelenk – und war am Ende von seiner Idee ebenso begeistert wie überzeugt: Dieses Gerät lieferte ihm exakt all jene Daten, die er benötigte, um die geschwommene Gesamtstrecke zweifelsfrei ermitteln zu können. Jetzt wusste er, wo er stand. Oder besser: schwamm.
Inzwischen peilt Fabian Jänsch bei seinem Triathlon-Engagement die »mittlere Distanz« an, das sind stolze 2.000 Meter Wasserstrecke, zu bewältigen bei Wind und Wetter. Was sind die Voraussetzungen, um das zu packen? Ausdauer, Kraft, eine ausgefeilte Schwimmtechnik – und eine möglichst gründliche Vorbereitung. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass er sich seit seinem Mess-Durchbruch in die Riege überzeugter Self Tracker eingereiht hat.
Aber ist er deshalb auch gleich ein Enthusiast? Ein Fanatiker gar? Jemand, der wie besessen so viel wie möglich über seine Körperfunktionen in Erfahrung bringen will, in exakten Zahlen dokumentiert, wenn es geht rund um die Sport-Uhr?
Nun, Fabian Jänsch misst dem Self Tracking zwar eine hohe Bedeutung bei – beschränkt sich dabei aber ganz bewusst auf seinen Sport: »Ich nutze eine Polar JPS-Uhr inklusive Herzfrequenz-Analyse per Brustgurt ›Tracking‹ sowie ein Sportnavigationssystem der Marke Garmin«, erklärt der Hobby-Triathlet. »Und ich bin davon überzeugt, dass ihr Einsatz mir handfesten Nutzen bringt – bei meinen Trainingsaktivitäten. Allerdings ausschließlich dort!«
Was so viel heißt wie: Sport und Fitness bedeuten Fabian Jänsch viel. Aber eben nicht alles. Und so legt er Wert auf die Feststellung, dass Self Tracking keineswegs sein gesamtes Leben ausfüllt oder es gar bestimmt:
»Obwohl ich den Messergebnissen sehr viel verdanke, kann ich am Ende einer Trainingseinheit sehr gut auf die Self-Tracking-Technik verzichten. Sie soll ja nicht meinen gesamten Tagesablauf überwachen – und erst recht nicht dominieren. Ich lasse diese Geräte keinesfalls über mich entscheiden – oder darüber, wie gut ich mich fühle. Nicht zuletzt, weil diese Form der technischen Selbstkontrolle mit einer gründlichen medizinischen Analyse nicht viel gemein hat.«
Womit sich eine weitere Frage von selbst erledigt hat: »Nein, auch während der Arbeitszeiten ist Self Tracking für mich tabu. Da bin ich kein ›Messobjekt‹. Wenn es hingegen darum geht, Self Tracking und den flankierenden Technologien mehr Anteile im Markt zu verschaffen, bin ich mit Rat und Tat dabei.«
Diese Überzeugung, so betont er, sei beileibe nicht seiner eigenen, subjektiven Interessenlage geschuldet. Schließlich tausche er sich regelmäßig mit Gleichgesinnten und Trainingspartnern aus und könne daher ein ziemlich genaues Profil einer überaus lukrativen Zielgruppe zeichnen.
»Menschen, denen Self Tracking wichtig ist, sind eher bodenständig aufgestellt und ebenso gesundheits- wie qualitätsbewusst. Wenn sie sich für den Kauf einer neuen Selbstvermessungs-Komponente entscheiden, investieren sie sehr gerne – und auch gerne sehr viel. Da sie sich ihre High-Class-Ausrüstung aus Kostengründen oftmals nach und nach zulegen, über einen längeren Zeitraum gestreckt, ergibt sich fraglos eine besondere Herausforderung: Die Käufer brauchen die Gewissheit, dass eine einmal gekaufte technische Komponente auch in Zukunft mit den dann aktuellen, ergänzenden Mess-Elementen kompatibel ist.
Die Herstellerseite müsste eine ›geschlossene Self-Tracking-Welt‹ bieten können, bei der die Käufer das Vertrauen haben, hier jederzeit im Nachhinein passende Komponenten zukaufen zu können – auch noch in einigen Jahren, wenn es sein muss. Nach dieser Lösung suchen Interessenten im Moment oft noch vergeblich. Das ist die Marktchance für alle, die diesen Bedarf erkennen.«
Dass er und ALSO sich intensiv diesem, wie er es einschätzt, »höchst spannenden Thema« widmen können, verdankt Fabian Jänsch auch einem alltagspraktischen Aspekt seines Self Tracking. Früher seien die Vorbereitungen fürs Training viel zeitintensiver gewesen; heute verabrede er sich mit Freunden zum gemeinsamen Training, meis-tens spontan und über Apps wie „Strava“ oder „Komoot“, welche die Tourenplanung vereinfachen. Diesen zeitsparenden Fortschritt weiß er zu schätzen – speziell vor dem Hintergrund eines Erlebnisses im letzten Spanienurlaub, wo er seinen Sport einmal ohne technische Netzwerkunterstützung ausüben sollte:
»Mit meinem Trainingspartner habe ich mich dabei auf die klassische Art getroffen, indem wir uns in der Mitte der geplanten Tour gegenseitig gesucht haben. Hätte ich damals schon auf die Self-Tracking-Technik und deren Netzwerkunterstützung zurückgreifen können, wäre unsere Verabredung wesentlich unkomplizierter verlaufen.«