Gaming als Technologie-Transformer und Taktgeber
Bei der Suche nach neuen Geschäftsfeldern hat ALSO in der Vergangenheit bereits häufig Finder-Kompetenz gezeigt. Bei einem neuerlichen Blick über den Tellerrand haben wir den Gamingsektor genauer unter die Lupe genommen und viele Potentiale entdeckt, die bisher wenig Beachtung fanden. Wer weiß, was sich daraus alles noch machen lässt. Aber erstmal auf Anfang: Gaming ist viel mehr als Zocken.
Denkt man über wichtige Standbeine der deutschen Wirtschaft nach, ist die Gaming-Branche mit Sicherheit nicht die Erste, die einem in den Sinn kommt. Da ist uns die Bundesregierung schon einen Schritt voraus. Die hat nämlich das Potential dieses Sektors erkannt und 2019 beschlossen, insgesamt 50 Mio. Euro aus dem Bundeshaushalt für die Förderung von Games freizugeben. Warum? Weil Gaming ein vielseitiger Entwicklungstreiber moderner Technologien ist!
Die Ansprüche passionierter Gamer sind hoch.
Maximale Erlebbarkeit und Intensität sowie möglichst real aussehende Grafik werden von der Szene entsprechend gefeiert. Dass Spiele dazu ständig an moderne Grafikhardware angepasst werden müssen, liegt auf der Hand. Keiner will neue Spiele auf alter Hardware zocken, oder?
Da bleibt der Spaß auf der Strecke. Ergo: Um den immer komplexer werdenden Spielen die ideale Umgebung zu geben, sind passende Prozessoren, Speicher, Audiogeräte, Monitore und sonstige Komponenten erforderlich. Deshalb verbindet Technik und Games eine Symbiose, die sich ständig wechselseitig anpassen muss.
Das Verlangen der Kunden nach Fotorealismus und lebensechten Animationen in Echtzeit wächst. Wo werden viele Entwicklungen an Soft- und Hardware erforscht und schließlich zur Marktreife gebracht? Richtig, in Computer- und Videospielen. Verschiedenste Hersteller, wie NVIDIA, Intel oder AMD profitieren von der modernen Spieleentwicklung, da sie dabei hilft, immer leistungsstärkere Hardware zu bewerben und zu verkaufen.
Eine enge Kooperation zwischen Hardwareherstellern und Spieleentwicklern ist daher nur logisch. Gemeinsam werden so einerseits Spiele an moderne Grafikhardware angepasst, die Hardware wird andererseits aber auch speziell für die immer aufwendiger werdenden Spiele konzipiert – ein klassischer Fall von Geben und Nehmen.
Auch CPUs stoßen bei neuen Spielen häufig an ihre Leistungsgrenzen. Warum Gamer regelmäßig bereit sind, sich neue Technik anzuschaffen, ist daher offensichtlich. Und das Potential für Systemhäuser und Reseller ist entsprechend groß!
Nicht uninteressant:
Insgesamt wird auf dem PC-Markt mehr Geld in spielerelevante Hardware als in die Spiele selbst investiert. Von den Entwicklungen profitieren auch andere Branchen.
Hot Topic: Games für bessere Bildung
Dass die Education-Branche bei ALSO bereits seit längerem einen festen Platz hat, ist sicher schon aufgefallen. Mit der Initiative #schuledigital und vielen weiteren Einzellösungen, zum Beispiel von unserem Solutions Business Team, wächst unser Bestreben danach, die Branche zu unterstützen, stetig weiter.
Das Thema Bildung gewinnt auf allen Ebenen zunehmend an Bedeutung. Auch in der Gaming-Branche finden sich immer mehr Anbieter sogenannter Serious Games. Game-based Learning und Serious Games vereinen Storytelling, Gamification, Simulationen und Feedback für moderne und effiziente neue Lehr- und Lernmethoden. Gegenüber Präsenzschulungen und E-Learning gibt es dabei einige Vorteile, die nicht nur für Schulen interessant sind:
1. Motiviert sein und mitmachen
Unter Frontalunterricht und trockener Theorie leiden Motivation und Engagement – sowohl in der Schule als auch während Schulungen im Betrieb. Mit Videospielen holt man Interaktivität ins Haus! Anwender werden vom Start bis zum Finish direkt einbezogen und müssen eigenständig Entscheidungen treffen.
2. Aktiv reflektieren
Längerfristige strategische Planung und ein gründliches Nachdenken über Herausforderungen und Chancen werden besonders im Berufsleben häufig durch routinierte Abläufe und wiederkehrende Bedingungen ausgebremst. Games helfen in diesem Fall, eine nötige Distanz und Ablenkung von der Realität zu schaffen, um frei nachdenken zu können.
3. Safety first
Mit Hilfe von Simulationen können Spieler direkt mit anderen Anwendern interagieren und ihre erworbenen Kenntnisse anwenden. Besonders vorteilhaft ist dabei, dass Simulatoren die Realität zwar so wirklichkeitsgetreu wie möglich nachahmen, das Videospiel jedoch eine 100 % sichere Anwendung bietet, bei der weder Sach- noch Personenschäden entstehen können. Vor allem im Gesundheitswesen ist das ein ausschlaggebender Punkt. Hier werden Spiele und Simulationen inzwischen gerne genutzt, um die gelernte Theorie in die Praxis umzusetzen. Bei Videospielen sind dabei häufig Ego-Shooter die Grundlage.
4. Das Vergiss-mein-nicht-Prinzip
Wachsendes Engagement und zunehmende Motivation der Anwender führen dazu, dass sie sich besser an das Gelernte erinnern. Es ist nichts Neues, dass „Learning by Doing“ sich effektiver und nachhaltiger auf das Denkvermögen von Lernenden auswirkt – das gilt auch hier.
Apropos Bildung und Weiterbildung:
Wussten Sie, dass wir schon lange ein gamifiziertes Ass im Ärmel haben? In unserem Security Awareness Escape Room können Ihre Mitarbeiter spielend lernen, welche Cyber-Bedrohungen gefährlich für die Unternehmenssicherheit werden können und wie sie diese schnell erkennen. Na, wenn das kein Paradebeispiel ist!
Dass Gaming der IT-Industrie viel Schub verleiht, haben wir bereits besprochen. Die Mehrwertkette funktioniert aber auch andersherum!
Wie hat Technologie die Gaming Industrie verändert?
Häufig ist Gaming ein ausschlaggebender Faktor für Menschen, sich mit gewissen Technologie-Bereichen auseinanderzusetzen bzw. ein erstes Interesse zu entwickeln. Vom Spielekonsumenten zum Computerenthusiasten ist der Karrieresprung in die Branche nicht mehr allzu groß. Trotzdem sind wir aus der IT-Branche nicht gleich alle Gamer, oder? Das ist auch nicht schlimm, solange wir Gaming als ernstzunehmenden Potentialträger auf dem Schirm behalten.
Wir machen einen Exkurs in die Gaming-Historie:
ARCADE GAMES, KONSOLEN & PCs
Penny Arcades, also Videospielautomaten wie Pong, Space Invaders und Co., wurden ab den 70er Jahren als Nachfolger von einarmigen Banditen und Flipperautomaten auf der ganzen Welt gefeiert. Um zu spielen, musste man sich allerdings in Bars oder Spielhallen begeben. Das änderte sich schlagartig mit den ersten Konsolen, die ebenfalls in den 70ern auf den Markt kamen. Diese kompakte Antwort auf Spielautomaten brachte auch spezielle Hardware wie Joysticks oder Gamepads zur Steuerung mit sich. Daraus entstand ein völlig neues Geschäftsmodell, bei dem Spiel und Konsole eng miteinander verbunden wurden. Wer eine Konsole hatte mussten auch die passenden Spiele haben.Mit privaten Computern kamen schnell auch dazugehörige Spiele auf den Markt. Nachdem PCs in den 90ern immer flächendeckender in Haushalte einzogen, gab es einen großen Qualitätsschub für Spiele, die speziell für den Heimgebrauch auf PCs entwickelt wurden. Das Entwicklungs-Wechselspiel zwischen Technologie und Software nahm langsam, aber sicher seinen bekannten Lauf.
3D-GRAPHICS
Die ersten Spiele hatten entweder einfache zweidimensionale Grafiken oder waren textbasiert. Mit der Erfindung der 3D-Grafik begannen Entwickler den spannenden Wettbewerb um Realismus. Bevor Prozessoren ausreichend leistungsfähig wurden, war es kaum möglich, derart aufwendige Bilder zu erstellen. Mitte der 90er wurden jedoch die ersten speziellen Grafikprozessoren entwickelt, die ausschließlich zur Berechnung von Bildern eingesetzt wurden – und ganz nebenbei eine Erleichterung der Arbeit am PC zur Folge hatten.
Die Entwicklung von 3D-Grafiken schuf schließlich neue Instrumente, um realistisch anmutende Oberflächen zu erstellen, physikalische Eigenschaften zu berechnen und Interaktionen zwischen Objekten im Spiel zu ermöglichen. 3D-Spiele wurden zu einem Aushängeschild für die Möglichkeitsbereiche von Computergrafiken. Durch die immer besser gestalteten realistischen Details konnten Spieler voll und ganz in das Spiel eintauchen.
ONLINE-GAMING
Als das Internet schnell genug wurde, widmeten sich viele Entwickler Online-Spielen, bei denen Benutzer direkt in ihren Browsern spielen konnten. Adobe Flash wurde zu einem bevorzugten Programm für die Entwicklung dieser eher einfach gehaltenen Spiele. Laut Adobe ist die Flash-Technologie inzwischen überholt. Am 31. Dezember 2020 wird die Verteilung und Aktualisierung von Flash Player beendet.
RIP Flash Games.
Die Entstehung und weit verbreitete Akzeptanz des Internets gaben aber auch neuen Online-Multiplayer-Spielen einen ordentlichen Aufwind. Spiele wie Doom, die es den Spielern ermöglichten, über ein Netzwerk mit anderen zu interagieren, boomten. Die vollständige Entwicklung und Verbreitung von Online-Spielen wurde jedoch erst durch die Schaffung eines schnellen und breit zugänglichen Netzes möglich. Massen-Multiplayer-Online-Spiele mit mehreren Tausend Gamern waren plötzlich Realität – die „World of Warcraft“-Serie ist bekannt.
MOBILE GAMES
Mit der Einführung von Smartphones begannen die Entwickler, Spiele für eine Vielzahl von Genres – von Shooter bis Rätsel –speziell für mobile Plattformen zu entwickeln. Unvergessene, wenn auch simple Bestseller-Hits wie Angry Birds und Fruit Ninja fanden sich auf beinahe jedem Gerät. In den letzten Jahren gab es einen starken Anstieg bei Handyspielen, die die Realität einbinden (Stichwort Augmented Reality). Mobiltelefone können beinahe als Next-Generation-Spielekonsolen gehandelt werden.
AR & VR
Eines der am weitesten verbreiteten AR-Spiele, Pokémon Go, hat die Aufmerksamkeit von über hundert Millionen Spielern auf der ganzen Welt auf sich gezogen und seine Entwickler um viele Millionen reicher gemacht. Die Vermischung von Virtualität und Realität kommt gut an. Augmented- und Virtual-Reality-Technologien werden inzwischen aktiv in verschiedenste Bereiche integriert: von Werbung und Unterhaltung bis hin zu Forschungsprojekten oder Bau- und Simulationstechnik. Klar ist, dass AR und VR nicht ausschließlich zur Unterhaltung eingesetzt werden. Übrigens: Es waren Boeing-Mitarbeiter, die Anfang der 90er den Begriff AR in Zusammenhang mit einem Head-Mounted-Display für die Flugzeugwartung prägten.
KI
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine große Rolle bei der Neudefinition von Spiele-Klassikern. Durch den Einfluss des jüngsten KI-Booms haben Spielefirmen sich die Funktionen des maschinellen Lernens zu Nutze gemacht. Sie helfen bei der Verbesserung von Grafiken und Animationen, Audiooptionen und vielem mehr. AI-Upscaling ist beispielsweise ein algorithmisches Programm, das speziell entwickelt wurde, um den Standard von Bildern durch die Verbesserung der Bildauflösung automatisch zu erhöhen. Der vollautomatisierte Prozess nutzt Machine Learning, um Muster zu erkennen und zu entscheiden, wie Kanten und Formen in einem Bild idealerweise aussehen sollen. Sie kennen Snapchat-Filter? Das Prinzip basiert darauf, Objekte mit Hilfe von zentralen Gesichtsmerkmalen auf ein Gesicht zu „projizieren“. Die KI-Skalierung, die sich als computergestützter Grafik-Repräsentant erhebt, verbessert die Geschwindigkeit von Video- und Audioausbreitung in Spielen erheblich und bietet den Spieleliebhabern qualitativ hochwertige Game-Erlebnisse.
Was kommt noch?
Der neueste Clou im Gaming-Sektor nennt sich Neuro-gaming. Gehirn-Computer-Schnittstellen könnten in nicht allzu ferner Zukunft die Videospiel-Landschaft revolutionieren. Elon Musks Firma Neuralink ist dabei, ein solches Interface zu entwickeln, das unsere Denk- und Erinnerungsleistung künstlich verbessern soll. Und sie ist nicht die Einzige auf diesem Pfad. Für die Computerspielindustrie könnte diese Technik interessant werden, da sie verändern würde, wie wir spielen und wie Spiele auf Gamer reagieren. Der US-Amerikaner Nathan Copeland ist seit einem Autounfall querschnittsgelähmt und seit gut sechs Jahren Proband eines Forschungsprojektes an der Uni Pittsburgh. Ihm wurden vier Mikroelektrodenbündel implantiert, die elektrische Signale im Hirn aufzeichnen. Über sein BCI (Brain-Computer-Interface) kann er damit Roboterarme und sogar Computer steuern.